Eine unglaubliche Story mit allen Höhen und Tiefen in nur sieben Monaten
Im vierten Quartal des Jahres 2022 boten sich neue berufliche Möglichkeiten. Die Aussicht auf Gespräche über einen Jobwechsel und eine ansprechende Herausforderung ergab sich. Aufgrund anhaltender Unzufriedenheit in meiner aktuellen Position bei meinem langjährigen Arbeitgeber war ich bereit für ein verlockendes Angebot. Ich war bereit für etwas Neues und auch dazu bereit, meine Komfortzone zu verlassen.
Mir wurde nichts Weltbewegendes versprochen, jedoch die schlichte Lust auf Veränderung trieb mich voran.
Nach 29 Jahren bei der All Service Gebäudedienste GmbH wagte ich im Mai 2023 den Schritt ins Unbekannte. Bei meinem bisherigen Arbeitgeber habe ich viel gelernt, erlebt und erreicht – eine berufliche Reise, die ich dem Unternehmen und den wunderbaren Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, zu verdanken habe.
Am 2. Mai 2023 habe ich meine Position als Bereichsleiter bei der Dr. Sasse Gebäudedienste GmbH in Köln angetreten – der Beginn eines aufregenden Abenteuers mit zahlreichen neuen Erlebnissen. In den vergangenen Monaten hatte ich meine Vorgesetzten, Kollegen und meine Assistentin bereits bei verschiedenen Treffen kennengelernt. Es fühlte sich gut an, und ich war nicht bloß “der Neue”.
Die ersten vier Wochen waren geprägt von vielen neuen Eindrücken und einem Gefühl des Willkommenseins. Ich war nicht einen Moment lang fremd, sondern wurde als geschätzter Kollege empfangen. Doch mit der Zeit sollte sich dies dramatisch ändern.
Ausgerechnet mein direkter Vorgesetzter, der mich eingestellt hatte und mit dem ich seit Oktober 2022 in regem Austausch stand, verließ das Unternehmen unerwartet. Diese Wendung warf unzählige Gedanken und Szenarien in meinen Kopf.
Bereits im Juli erlebte ich einen kontinuierlichen Abwärtstrend. Eine Unterstützung blieb gänzlich aus, jeder war mit eigenen Angelegenheiten beschäftigt, und eine strukturierte Einarbeitung gab es nicht. Eine wirkliche Assistentin hatte ich nicht. Alles musste ich mir mühsam zusammensuchen. Dabei gingen viel Energie und Zeit für nichts drauf. Noch wollte ich die Gesamtsituation positiv und als neue Chance für die Zukunft sehen.
Während meines Besuchs in einer anderen Niederlassung wurde mir klar, dass die Arbeitsweise auch anders sein kann. Die Mitarbeiter, die bereits seit längerer Zeit im Unternehmen tätig waren, pflegten einen entspannteren und aufrichtigeren Umgang miteinander.
Der Vertrieb beauftragte mich mit der Besichtigung und Bewertung eines großen Logistikzentrums. Sogar Teile eines anschließenden Vergabegesprächs musste ich eigenständig führen, in der Gewissheit, dass ich es im Falle einer Beauftragung auch betreuen dürfte. Dieser Moment erfüllte mich nicht nur mit Unbehagen, sondern auch mit einem gewissen Stolz, da es ein erfolgreiches Gespräch war. Trotzdem erlebte ich, dass die Zusammenarbeit im Unternehmen negativ sein kann – nicht nur in dieser Situation fühlte ich mich alleingelassen.
Gleichzeitig erhielt mein Arbeitgeber einen Auftrag für rund 85.000 qm Bürofläche, aufgeteilt in 6 Gebäuden in einer anderen Stadt. Vor dem Start erhielt ich kaum Unterstützung, und ich musste alles allein erarbeiten, ohne klare Vorgaben aus dem Unternehmen. Investitionsanträge wurden unbegründet abgelehnt, und Anfragen blieben unbeantwortet.
Erst 14 Tage vor dem geplanten Start schien die Geschäftsführerin plötzlich besorgt zu sein. Nun bekundete sie Interesse an meinen bisherigen Organisationsmaßnahmen. Ich war kontinuierlich gezwungen, mich zu rechtfertigen, regelmäßig Berichte vorzulegen und zahlreiche Aufgaben doppelt zu erledigen. Vereinbarte Termine wurden dabei nicht eingehalten, und kurzfristig anberaumte Meetings wurden noch kurzfristiger abgesagt. Der Gesamteindruck wirkte auf mich wenig professionell.
Am 2. Oktober 2023 startete ich das neue Objekt mit Hilfe eines Kollegen aus dem Unternehmen und vielen neuen Reinigungskräften. Die Materialanlieferung und -verteilung hatte ich minutiös geplant, und meine Lieferanten ließen mich dabei nicht im Stich. Mit einem Tag zusätzlicher Unterstützung aus einem anderen Standort brachte ich das Objekt in der ersten Oktoberwoche zum Laufen. Ein fantastisches Team, das ich selbst zusammengestellt hatte, leistete Großartiges. Alle waren bereit, sich auf das “Neue” einzulassen, und die viel beworbene “Daytime Cleaning” in unserer Branche konnte erfolgreich umgesetzt werden. Dabei war mir bewusst, dass es mit meiner neuen Objektleitung ab November noch viele gemeinsame Aufgaben zu bewältigen gab.
Nach den ersten vier Wochen erhielt ich deutschlandweit Lob und Anerkennung in einem virtuellen Meeting. Diese Wertschätzung entschädigte für zahlreiche Überstunden und die tagelange Abwesenheit von zu Hause.
Das Ende
Doch nur eine Stunde nach diesem Erfolgserlebnis erhielt ich die niederschmetternde Mitteilung von meiner Geschäftsführerin, dass man sich aus wirtschaftlichen Gründen von mir trennen würde. Innerhalb kurzer Zeit lag die Kündigung in meinem Briefkasten, und mein Ausflug in ein anderes Unternehmen sollte nach nur sieben Monaten enden.
Kaum Zeit zum Nachdenken blieb mir. Ironischerweise hatte ich genau 24 Stunden vor dieser Nachricht ein neues Jobangebot abgelehnt, da es aus meiner Sicht nicht passte. Inmitten des Chaos lief einiges gehörig schief. Dennoch bewahrte ich eine ruhige und besonnene Haltung. Diese unerwartete Wendung in meinem Berufsleben nutzte ich als Gelegenheit für einen Neuanfang und Veränderung. Während ich die Zeit intensiv für Bewerbungen nutzte, meldete ich mich arbeitslos und reichte eine Kündigungsschutzklage ein, um meine Rechte zu wahren.
Nachdem ich die letzten Details der Lohnabrechnung für meine Mitarbeiter erledigt hatte, wurde ich unwiderruflich freigestellt. Diese Entscheidung sollte mir Raum für die bevorstehende Jobsuche verschaffen. Der Mangel an persönlichen Gesprächen im Vorfeld dieser drastischen Veränderung erschien mir dabei äußerst befremdlich. In den Wochen zuvor hatte ich konstant 50-60 Stunden pro Woche gearbeitet, wobei ich einen beträchtlichen Teil meiner kargen Freizeit in Hotels verbrachte. Die Ironie dieser Situation konnte ich nicht übersehen – ein scheinbar endloser Einsatz für den Job, der nun abrupt endete.
Mit 57 Jahren stand ich vor der Herausforderung, bis zum 1. Dezember 2023 einen neuen Job zu finden – eine Aufgabe, die ich als äußerst schwierig einschätzte. Nach stolzen 40 Berufsjahren, die von Routine und Sicherheit geprägt waren, erlebte ich zum ersten Mal den schmerzhaften Verlust meines Arbeitsplatzes. Das laute Echo der leeren Büroflure hallte in meinen Ohren wider, als ich mich gezwungen sah, arbeitslos zu melden. Es war, als hätte das Schicksal die Regeln geändert und mich in eine unbekannte Arena geworfen, in der ich nun um meine berufliche Existenz kämpfen musste.
Zum Abschluss meines Arbeitsverhältnisses erfolgte das Offboarding. Obwohl mir bis zum letzten Tag ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt wurde, das jedoch weniger als die Hälfte des Werts meines regulären Dienstwagens ausmachte, gab es Unstimmigkeiten in der letzten Gehaltsabrechnung. Die vereinbarten Direktversicherungen wurden im November nicht vom Gehalt abgezogen und auch nicht an die Versicherung überwiesen. Das Arbeitszeugnis erreichte mich in widersprüchlicher und falsch formatierter Form. Eine Vielzahl endloser Diskussionen, E-Mails und Telefonate begleiteten mich bis Mitte den Dezember hinein. Insgesamt war dies äußerst ärgerlich und fand nur dahingehend den Abschluss, dass mir nun ein angemessenes Arbeitszeugnis vorliegt.
Die Selbstreflexion
Lange habe ich darüber nachgedacht, ob dieser Beitrag in meinem Blog seinen Platz finden sollte. Er wirft kein schmeichelhaftes Licht auf das Unternehmen, bei dem meine berufliche Reise ihre kürzeste Etappe hatte. Die Sorge schleicht sich ein, dass meine persönliche Sichtweise von potenziellen zukünftigen Arbeitgebern negativ interpretiert werden könnte. Mir ist bewusst, dass meine Erzählung eine gewisse Einseitigkeit in sich trägt – so zumindest meine eigenen Überlegungen.
Es ist eine Gratwanderung zwischen Ehrlichkeit und der potenziellen Wirkung auf meine berufliche Reputation. Doch letztendlich entscheide ich mich dafür, meine Erfahrungen zu teilen, denn Authentizität und Offenheit sind mir wichtig. Es mag nicht die schönste Seite meiner beruflichen Laufbahn sein, aber es ist ein Teil meiner Geschichte, aus der ich lernen kann und andere vielleicht auch.
Bei genauerer Betrachtung lässt sich die hohe Fluktuation im Umfeld der Firma Dr. Sasse mühelos rekonstruieren, sobald man im digitalen Raum ein wenig stöbert. Ständig erscheinen Stellenanzeigen für identische oder vergleichbare Positionen, und dies lässt sich nicht allein mit dem Wachstum des Unternehmens begründen.
Kaum 24 Stunden nach Erhalt meiner Kündigung tauchten bereits zahlreiche neue Ausschreibungen für Positionen im Großraum Köln und Düsseldorf auf. Die Suche galt diesmal Projektleitern, die sich um etwa 10-20% “kostengünstiger” gestalten ließen als Bereichsleiter. Ein offenes und ehrliches Gespräch im Vorfeld hätte zweifelsohne allen Parteien geholfen.
Die von mir angestellte Objektleitung, die ihre Position am Tag meiner Freistellung antrat, entschied sich bereits in ihrer zweiten Woche, eigenständig aufzugeben.
Die persönlich ausgesprochene Begründung, aus wirtschaftlichen Gründen müsste man sich von mir trennen, war einfach unehrlich. Letztendlich sollte ich im Jahr 2024 erneut die Verantwortung für einen Umsatzzuwachs von rund 25% tragen. Offenbar habe ich unbeabsichtigt jemandes Empfindlichkeiten getroffen, und niemand fand die Höflichkeit, dies mit mir persönlich zu klären.
Meiner Überzeugung nach habe ich schlicht und einfach meinen Job ausgezeichnet gemacht. Für mich sind konstruktive Kritik und das Hinterfragen von Sachverhalten integraler Bestandteil des beruflichen Alltags. Führungskräfte, die in dieser Hinsicht Schwierigkeiten haben, sollten meiner Meinung nach nicht in der Verantwortung für Personal stehen.
Der Blick nach vorne
Trotz der turbulenten letzten Monate blicke ich optimistisch in die Zukunft. Schon in den vergangenen Monaten habe ich aktiv nach neuen beruflichen Möglichkeiten gesucht, Kontakte geknüpft und gezielte Bewerbungen verfasst. Auch wenn ein konkreter Wechsel nicht auf meiner Agenda stand, war es mir wichtig, einen Plan B in der Hinterhand zu haben.