Tarifkompromiss trägt den wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten Rechnung“
Nach 16-stündigen Verhandlungen konnten sich die Gewerkschaft IG BAU und der
Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerk (BIV) auf Arbeitgeberseite im Rahmen der vierten Tarifrunde in der Nacht vom 14. auf den 15. November in Köln auf einen Tarifkompromiss einigen.
Der allgemeinverbindliche Branchenmindestlohn in der Einstiegs-Lohngruppe (Lohngruppe 1) steigt zum 1. Januar 2025 von 13,50 Euro auf 14,25 Euro und zum 1. Januar 2026 auf 15 Euro, eine Tariflohnerhöhung von insgesamt 11,1 Prozent.
Der allgemeinverbindliche Branchenmindestlohn für Fachkräfte (Lohngruppe 6) steigt zum 1. Januar 2025 von 16,70 Euro auf 17,65 Euro und zum 1. Januar 2026 auf 18,40 Euro, eine Tariflohnerhöhung von insgesamt 10,2 Prozent.
Die Azubivergütungen erhöhen sich zum 1. Januar 2025 für die zweijährige Laufzeit von 900, 1035 bzw. 1200 Euro je nach Lehrjahr auf 1000, 1150 bzw. 1300 Euro.
Ein 13. Monatseinkommen sieht der Tarifvertrag nicht vor.
Beide Seiten haben ab Ende 2025 Gespräche über einen möglichen Gewerkschaftsbonus ab 2027 vereinbart.
Meinung
Der Tarifabschluss ist ein Kompromiss, der allerdings unter meinen persönlichen Erwartungen liegt. Die IG BAU ist mit einer Forderung von 16,50 € in der Lohngruppe 1 in die Verhandlungen gegangen, was in der Tat etwas ambitioniert war. Ich persönlich hatte mit einem Ergebnis von rund 14,80 € gerechnet.
Aus meiner Sicht ist der Beruf des Gebäudereinigers immer noch unterbezahlt, um damit langfristig qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Wieder einmal sind alle Angestellten leer ausgegangen, die seit Jahren weder einen Rahmentarifvertrag noch einen Gehaltstarifvertrag haben. Sie müssen nun zum Jahresende ihre Kunden darüber informieren, dass ab dem 01.01.2025 alle Leistungen in der Branche teurer werden.
Ob die Angestellten tatsächlich von dieser Tariferhöhung profitieren, bleibt abzuwarten. Viel hängt vom Wohlwollen der Arbeitgeber oder den Verhandlungsgeschicken der einzelnen Beschäftigten ab.
Während der Pandemie wurden Gebäudereiniger als systemrelevant eingestuft, doch heute kehrt die Branche wieder zu ihrem alten Image als Niedriglohnsektor zurück. Es erfordert eine Menge Leidenschaft, diese Dienstleistung zu erbringen, und es bleibt weiterhin schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden und motivieren.